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Umgang mit konkurrierenden Architekturvorgaben

Bei der Umsetzung von IT-Vorhaben ist es möglich, dass Zielkonflikte und/oder konkurrierende Vorgaben auftreten. Zur Evaluation geeigneter Umsetzungsalternativen sollen diese konkurrierenden Ziele/Vorgaben anhand eines systematischen Entscheidungsprozesses gegeneinander abgewogen und bewertet werden. Die dazugehörige Dokumentation schafft gleichzeitig Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die angestrebte Lösung. Im Folgenden soll eine mögliche (jedoch unverbindliche) Entscheidungsmethode vorgestellt werden. Die Methode ist immer dann anwendbar, wenn die folgenden Ausgangsbedingungen gegeben sind: Zum einen muss ein Zielkonflikt bestehen – das heißt es müssen mindestens zwei konkurrierende Vorgaben existieren. Zum anderen müssen verschiedene Alternativen zur Umsetzung des IT-Vorhabens gegeben sein. Die Umsetzung der priorisierten Vorgaben basiert auf einer Nutzwertanalyse1, welche mit dem Entscheidungsprozess der Satisfizierung2 kombiniert wird.

Nachfolgend werden die notwendigen Prozessschritte zur Auflösung von Zielkonflikten kursorisch dargestellt (vergleiche auch Abbildung 3).

1. Gewichtung

  • Nach erfolgter Prüfung und Identifizierung der konkurrierenden Vorgaben erfolgt deren Priorisierung in Form einer Gewichtung. Die Vorgaben werden dafür paarweise verglichen (z. B.: Ist Vorgabe A im Vergleich zu Vorgabe B wichtiger oder weniger wichtig?), woraus sich die Gewichtungen für die Nutzwertanalyse ergeben. Dies erfolgt unabhängig von den zur Verfügung stehenden Alternativen.
  • Im Anschluss wird jeder Vorgabe ein Mindestmaß an Erfüllungsgrad zugewiesen. Dieses Mindestmaß entspricht dabei einer selbst identifizierten Kenngröße, die angibt, zu welchem Grad die betrachtete Vorgabe mindestens erfüllt werden muss. Die Kenngröße wird als (prozentualer) Anteil vom Idealzustand angegeben. Keine Vorgabe, unabhängig von der betrachteten Gewichtung und Alternative, darf dieses Mindestmaß – beziehungsweise diese Satisfizierungs-Bedingung – unterschreiten.

2. Vorauswahl

  • Im nächsten Schritt erfolgt die Vorauswahl. Der tatsächliche Erfüllungsgrad einer jeden Vorgabe wird geschätzt. Hierfür muss für jede Alternative bestimmt werden, inwiefern sie die Erfüllung der Vorgabe gewährleistet. Die Schätzung wird als (prozentualer) Anteil vom Idealzustand angegeben. Wird für eine Alternative das Mindestmaß einer oder mehrerer Vorgaben unterschritten, so ist die Alternative obsolet und wird nicht weiter betrachtet.

3. Auswahl

  • Verbleibt mehr als eine Alternative zur Auswahl, so ist im Schritt der Entscheidung die Alternative mit dem größten Nutzen zu identifizieren. Der Nutzen einer Alternative errechnet sich aus dem Summenprodukt des Erfüllungsgrades mit der jeweiligen Gewichtung einer jeden Vorgabe. Falls zwei oder mehr Alternativen den gleichen Nutzen versprechen, wird die Alternative bevorzugt, die die wichtigste (und demnach am stärksten gewichtete) Vorgabe besser erfüllt.

Die Analyse löst dabei keinen Zielkonflikt auf, sondern zeigt im Ergebnis, welche Alternative unter den gewählten Rahmenbedingungen am sinnvollsten ist und somit den am größten errechneten Nutzen liefert. Durch den Zwischenschritt der Satisfizierung wird für alle relevanten Vorgaben ein zu erfüllendes Anspruchsniveau definiert. Eine Alternative muss das Anspruchsniveau einer jeden Vorgabe erfüllen, ansonsten ist die Alternative obsolet und kommt bei der Umsetzung der Vorgabe nicht infrage. Hiermit wird sichergestellt, dass auch Vorgaben mit geringem Gewicht, die trotzdem für den Entscheidungsprozess relevant sind, berücksichtigt bleiben.

Darstellung des Ablaufs zum Entscheidungsprozess bei konkurrierenden Architetkurvorgaben (Nutzwertanalyse mit Satisfizierung). Der Prozes beinhaltet die Schritte Gewichtung, Vorauswahl und Entscheidung

Footnotes

  1. Die Nutzwertanalyse ist eine Methode, die durch Quantifizierung von Entscheidungskriterien bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Den Entscheidungskriterien wird für jede Alternative ein eigener Wert (Einzelwert) zugeordnet. In der Regel wird die Alternative gewählt, die die höchste Summe an Einzelwerten aufweist.

  2. Die Satisfizierung ist eine Methode zur Entscheidungsfindung, bei der für Entscheidungskriterien ein Mindestmaß an Erfüllungsgrad definiert wird, welches nicht unterschritten werden darf. Sollte keine der zur Verfügung stehenden Alternativen diesen im Vorfeld definierten Anspruchsniveaus genügen, so ist eine Senkung des oder der Mindestmaße möglich.

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